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Guru oder Lehrer?

Ich weiß! Ein Guru ist immer auch ein Lehrer! Aber in unseren Breiten?

Da saß ich nun an meinem kuscheligen Arbeitsplatz in meiner Küche,

und überlegte, wie ich Menschen mit meinem Mentoring, meinen Inspirationen und vor allen Dingen mit meiner Expertise erreichen kann.

Ich fühlte in mich hinein, ob und wenn ja, welche inneren Bremsen ich habe, um mich einmal schonungslos der digitalen Umwelt zuzumuten. Ist mein Mentoring hieb und stichfest? Ist das Ziel klar? Bin ich unsicher? -- Nein! Das war schon mal ein gutes Gefühl.

Ganz im Gegenteil, die Zielsetzung konkretisiert sich immer weiter und die Nachweisbarkeit.

 

Aber! da war etwas Anderes. Eine Irritation. Die Irritation über dessen was im Online-Coaching / Unterricht / Beratung etc. angeboten wird.

 

Ich habe mich eine Zeit lang auf eine Coachin etwas näher eingelassen, und war immer wieder irritiert, weil ich dachte: hier wird etwas als Sensation und Besonderheit verkauft, das als Basic in meinem Studium vermittlet wurde. Wie kann das sein?

Ich suchte ein bisschen weiter und kam zu dem Ergebnis, o.k. hier vermitteln Menschen ihre eigenen Erfahrungen, weil Sie eben eine bestimmte Expertise nicht haben. Das wird dann kompensiert mit persönlichem Habitus - dem Habitus des Guru oder der Gurvi.

 

 

Persona oder Fakten?

 

Zurück zum Eigentlichen. Wenn ich feststelle, dass der Habitus des Lehrenden dominanter ist als die Inhalte, dann verabschiede ich mich.

Und ich bin sehr, sehr erstaunt wie viele Coaches mit dieser Art und Weise arbeiten. Und das sehr erfolgreich. Souveränes Auftreten wirkt! Warum? Weil wir Menschen immer zuerst auf der emotionalen Ebene eine Botschaft empfangen. Optisch wie auditiv.

Diese Tatsache machen sich sämtliche Autokraten dieser Welt zunutze. Alle, die manipulieren wollen.

 

Nun ist ja der Guru im eigentlichen Sinn etwas sehr Gutes und Wertvolles. Weil er/sie im Gegensatz zum typischen Lehrer/Dozenten mehr als nur koginitives Wissen vermittelt. Sie lehren mit allen Sinnen. Etwas, das ja gerade in der künstlerischen Tätigkeit unerlässlich ist.

 

Faktisches Wissen ist jedoch nicht weniger wichtig und verbindet sich mit der sinnlichen Erfahrung, vertieft und manifestiert die Dinge in uns. Schafft Bewusstsein. Wir können gezielt darauf zugreifen. Macht das Lernen nachhaltig, ermöglicht uns, das Gelernte gezielt und effizient einzusetzen. Und! Das ist in diesem Kontext meines Beitrags besonders wichtig, führt zur Reflexion und zur Befähigung des Lehrens.

 

Faktisches Wissen, eine Expertise, schützt vor der reinen subjektiven Wissensvermittlung.

Eine der Kernkompetenzen Lehrerpersönlichkeit.

Wissen ermöglicht das Erkennen von Ursache und Wirkung und kann Zusammenhänge benennen, erklären und nachweisen. Das macht für mich einen Meister, eine Meisterin aus.

 

Denn sie wissen was sie tun.

 

Die Beziehung

 

So bleibt die dritte Ebene. Die Beziehung zwischen Lehrendem und dem Schüler. Die ebenfalls einen tragenden Einfluss darauf hat wie nachhaltig das Gelernte im Schüler verankert sein wird. Ein Grundsatz der Pädagogik: Lernen passiert über Beziehung.

Über Vertrauen, Wertschätzung und Zuwendung. Lernen wir in einem angstfreien Raum, dürfen wir andere, eigene Wege ausprobieren? Sind Fehler einfach nur Lernschritte? Diesen offenen Raum schafft die Lehrperson. Dort befindet sich das Wachstum, die Entfaltung.

 

 

Und natürlich zeigt sich hier im hohen Maß die Persönlichkeit des Lehrenden.

 

Assoziationen

 

Ich vermute, dass wir alle sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem Guru haben. Gerade in unseren Breiten spielt dabei die Vorstellung von Spiritualität als Hauptmerkmal eine große Rolle. Was aber dem eigentlichen Guru ganz sicher nicht gerecht wird. Wie so oft gehen Elemente verloren, wenn wir sie aus anderen Kulturen übernehmen.

 

 

Mir gefällt besonders gut der Begriff "Meister" oder "Meisterin", der quasi synonym für den Begriff Guru steht. Ein Handwerksmeister z.B. muss beide Ebenen beherrschen. Wissen und Machen.

Fazit

Die digitale Welt zwingt zur Genauigkeit. Und das finde ich sehr wertvoll.

Um in der digitalen Welt Sichtbarkeit zu erlangen, müssen sich die Lehrpersonen etwas einfallen lassen. Die Gefahr, dass die Bilder stärker sind als der Inhalt ist groß. Aber so ein Ungleichgewicht lässt sich herausfinden.

Ich finde die Möglichkeiten der digitalen Wissensvermittlung fantastisch, sehe aber auch sehr starkt die glanzvolle Selbstvermarktung ohne essentielle Inhalte oder gar Fakten.

 

 

Ich wünsche Euch Lust und Freude am Lernen, mit allem was dazu gehört. Und viel Mut zum Spielen. Die umfassendste Art des Lernens. Eine echte PRIO.

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